Speiseröhrenkrebs - Vorstufen und Frühformen
- Es werden zwei Arten von Speiseröhrenkrebs unterschieden:
Zum einen das häufigere Adenokarzinom oder Barrett-Karzinom – das sind Tumoren, die auf dem Boden von Zellumwandlungen in der unteren Speiseröhre, dem sog. Barrett-Ösophagus (s. Expertise Barrett-Ösophagus und Therapie Barrett-Ösophagus), entstehen. Dieses Adeno- oder Barrett-Karzinom der Speiseröhre kann vor allem bei Patienten mit Refluxerkrankung auftreten, die im Krankheitsverlauf einen sog. Barrett-Ösophagus ausbilden.
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- Zum anderen das sog. Plattenepithelkarzinom – es entsteht aus den Zellen der Speiseröhre; hier sind Alkohol und Rauchen bekannte Risikofaktoren.
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Krebsfrühformen und -vorstufen beider beschriebener Krebsarten können mit endoskopischen Behandlungsverfahren geheilt werden. Die Vorteile gegenüber der chirurgischen Operation liegen u.a. in der Erhaltung der Speiseröhre, damit einer besseren Lebensqualität und deutlich niedrigeren Komplikationsraten. Die endoskopisch entfernten Tumoren werden anschließend feingeweblich untersucht, damit wir festlegen können, ob diese Therapie ausreicht oder eine weitere Behandlung nötig ist. Diese kann dann wiederum endoskopisch oder in Einzelfällen schlüsselloch-chirurgisch oder operativ sein. Wir besprechen dies mit Ihnen im Team mit Chirurgen und Onkologen, sofern dies nötig erscheint. Ziel ist es, gemeinsam für Sie die effektivste und schonendste Therapieoption zu finden.
Es gibt derzeit zwei Verfahren der endoskopischen Resektion, wobei der Tumor mit dem darunterliegenden Bindegewebe herausgeschält wird und die Muskulatur bestehen bleibt. Außerdem zwei endoskopische Verfahren der sog. Thermoablation. Hier wird, wenn nötig, verbleibendes Risikogewebe (z.B. beim Barrett-Ösophagus) schonend zerstört.
Die Resektionsverfahren erfolgen in Vollnarkose, nach dem Eingriff bleibt der Patient zur Überwachung im Krankenhaus stationär im Schnitt 2 bis 3 Tagen. Das Endoskop (9 mm durchmessend) wird bei der sog. Mukosaresektion (EMR/endoskopische Mukosaresektion) mit einer durchsichtigen Kappe an der Spitze versehen. Über einen dünnen Arbeitskanal des Endoskops werden die Instrumente vorgeschoben und der auffällige Bereich in der Schleimhaut wird mit Flüssigkeit unterspritzt, eingesaugt und in einem oder mehreren Stücken mit der Schlinge abgetragen. Bei der sog. Submukosadissektion (ESD, endoskopische Submukosadissektion) wird der Tumor mit kleinen Sonden mit einem Messerchen an der Spitze in einem Stück nach Unterspritzung von der Unterlage abgelöst. Welches Verfahren für Sie das Beste ist, wird im Einzelfall entschieden.
Je nach Ausmaß der Abtragungsfläche können nach der Endoskopie Brennen oder leichte Schmerzen auftreten, selten kann es im Bereich der Abtragung nachbluten. Der entfernte Schleimhautbereich wird in den folgenden Tagen feingeweblich untersucht. Gelegentlich können aufgrund von Narbenbildung Schluckbeschwerden auftreten. Natürlich erklären wir Ihnen die Eingriffe inkl. möglicher Komplikationen direkt und persönlich. Bei manchen Tumoren und v.a. beim Barrett-Ösophagus kann der abzutragende Bereich umfangreich sein, so dass zur Vermeidung von Komplikationen von vornherein eine zweite endoskopische Abtragungs-Therapie im zeitlichen Abstand von 8 bis 12 Wochen geplant wird. Dasselbe gilt, wenn sich dies aus dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung bzw. aus den Ergebnissen der ersten Nachuntersuchung nach 12 Wochen ergeben sollte.
Patienten mit einem Frühkarzinom oder –vorstufen können durch einen Eingriff (die endoskopische Resektion) geheilt werden. Bei der Mehrzahl der Patienten mit einem Barrett-Frühkarzinom oder – vorstufen ist es außerdem notwendig, eine zusätzliche Behandlung zu planen: Hier muss nämlich nach der Entfernung des betroffenen Bereiches der restliche Barrett-Ösophagus in Abhängigkeit der Ergebnisse der ersten Nachuntersuchung nach 12 Wochen mit den sog. ablativen endoskopischen Verfahren zusätzlich behandelt werden. Diese Therapien erfolgen ebenfalls endoskopisch, falls nötig in Vollnarkose, sonst in normaler Narkose. Zur oberflächlichen Verödung des Gewebes verwenden wir Radiofrequenz-Energie oder Argonplasmakoagulation. Nach Abtragung oder Zerstörung des Tumor- oder Barrett-Gewebes wächst wieder normale Speiseröhrenschleimhaut mit Narbengewebe nach.
In Einzelfällen kann die Ablation auch primär angewandt werden, um die Schleimhaut des Barrett-Ösophagus insgesamt zu entfernen, wenn eine höhergradige Veränderung (sog. high grade Dysplasie) zwar nachgewiesen wurde aber keine exakte Lokalisation der Veränderung möglich ist, so dass eine endoskopische Resektion (EMR oder ESD) nicht sinnvoll erscheint. Auch bei niedriggradigen Veränderungen (sog. low grade Dysplasie) kann das Behandlungsvorgehen eine Ablation der Schleimhaut des Barrett-Ösophagus beinhalten. Bei Nachweis eines Barrett-Ösophagus, der aktuell oder in der Vergangenheit keine Veränderungen verursacht hat, erfolgt keine Ablation, sondern nur eine endoskopische Überwachung in regelmäßigen Abständen.
Selbstverständlich diskutieren wir mit Ihnen Für und Wider der verschiedenen Therapieformen in Ihrem individuellen Fall.